24h NBR – ADAC RAVENOL 24h Nürburgring – das Highlight meiner Rennfahrer Karriere

Unglaublich, was sich in diesem Jahr alles abgespielt hat. Über Pläne spreche ich erst gar nicht, weil sich die Monat für Monat überholt haben. Letztlich stand die Woche des 24h Rennens an. Für mich war zu dem Zeitpunkt der Stand, dass ich donnerstags die RCN fahre, wie geplant und dann den Rest des Wochenendes als Zuschauer dabei bin (übrigens erstmalig); und 2025 beim 24h starte, mit optimaler Vorbereitung.

Es kam aber alles anders… Mittwochmittag auf der Arbeit erhielt ich einen Anruf, dass ein Fahrer absagen musste und ob ich nicht doch mittfahren möchte. Nach viel hin und her habe ich dann kurzentschlossen ja gesagt. Da schon alles gepackt war, musste ich nach der Arbeit erst nochmal zuhause vorbei und noch ein paar Sachen holen. Selbsterklärend habe ich trotzdem noch ein paar Sachen vergessen, wie sich später herausstellte.

Am Ring angekommen ging es erstmal zu Dokumentenabnahme und Kontrolle der Kleidung zum 24h und danach direkt zur Touri Zufahrt zur Fahrerbesprechung der RCN. Danach kehrte mal etwas Ruhe ein. Ich war dann nochmal ins Fahrerlager gegangen, um mit dem Team zu sprechen und das Auto anzuschauen.

Wahnsinn, ein Porsche Cayman GT4. Ich konnte es eigentlich gar nicht richtig fassen und realisiere es jetzt erst langsam. Ich fahre das 24h Rennen am Nürburgring mit einem Porsche Cayman GT4. Letztes Jahr war ich schon so verrückt und bin aus dem Nichts beim 12h Rennen der NLS gestartet, ohne Erfahrung auf Slicks, mit dem Auto oder das Team zu kennen. Und nun habe ich es wieder getan, beim größten Motorsport Event. Diesmal mit etwas mehr Erfahrung durch die NLS letztes Jahr, dafür mehrere Stufen hoch beim Auto und dann kommt noch die unberechenbare Wetterlage dazu. Letztes Jahr NLS waren wir nur bei trockenen Bedingungen gefahren. Zudem wurde mir immer wieder zugeredet, dass beim 24h nochmal härter gegeneinander gefahren wird. Da mein Ziel wie immer heil ankommen war, hatte ich entsprechend Respekt vor dem Ganzen. Mal davon abgesehen, dass ich nicht auf das Rennen vorbereitet war im Sinne von Fitness oder Schlafrhythmus…

Donnerstag ging es dann auch schon sehr früh los für mich, da ich erstmal bei der RCN gefahren bin und hier den Start fahren musste, um zu weiteren Terminen der 24h dort sein zu können. So stieg ich beim Boxenstopp der RCN aus und fuhr direkt rüber zum Fahrerlager, weil die Fahrerbesprechung der 24h kurz darauf losging. Danach habe ich meine Sachen geholt und auch schon umgezogen, da das Qualifying 1 schon anstand. Meine Fahrerkollegen waren zuerst ins Auto gestiegen und durch das wechselnde Wetter wurde es immer unklarer, wie wir weiterfahren. Die gesamte Truppe hatte für das ganze Wochenende das Ziel, heil anzukommen. Daher hatten wir uns frühzeitig entschieden, dass Auto vorzeitig abzustellen; dadurch kam ich bei dem Quali nicht zum Fahren.

Abends stand dann das Qualifying 2 an, welches dann auch in die Nacht rein ging, sodass jeder die Chance hatte, auch mal bei Nacht zu fahren und das zu testen bzw. sich daran zu gewöhnen. Ich stieg dann am Abend auch zuerst in den Wagen. 2 Runden GP-Strecke und danach blieb ich noch für 4 Runden auf der Nordschleife draußen, da ich ja zum ersten Mal auf dem Auto saß. Die Wetterbedingungen waren zu der Zeit noch gut, die Streckenverhältnisse teils weniger. Viel Dreck auf der Strecke und natürlich wieder viele Flaggen draußen, sodass an bessere Zeiten als zu Quali 1 nicht zu denken war. Als ich wieder ausgestiegen bin, dachte ich nur, ohje, wie soll ich das Auto über die 24h bringen? Vor allem, wenn es noch regnet oder ich in der Nacht schlechte Sicht habe.

Warum die Sorgen? Die Bremse von dem Wagen ist doch deutlich anders als alles, was ich zuvor gefahren habe. Mir war nicht klar, wie schnell ich mich daran gewöhnen kann. Daneben musste ich mich an die (eingeschränkte) Sicht nach hinten gewöhnen.

In der letzten Stunde stieg ich dann nochmal für eine Runde Nordschleife ins Auto, um bei Nacht gefahren zu sein. Das war schon ein Erlebnis. Die Fans um die Strecke, die Beleuchtungen rundherum, die Sicht auf die Strecke, die Sicht nach hinten. Alles sehr speziell.

Der Freitag sollte dann relativ entspannt sein. Erst hatte ich noch Home Office gemacht und bin dann an die Strecke für das Q3. Hier hatten wir mit ein paar technischen Problemen zu kämpfen, weshalb ich auch hier nicht nochmal 1-2 Runden drehen konnte. Aber wichtig war, dass für Samstag alles passt.

Am großen Tag stand dann noch eine Warm up Session an, wo ich nochmal 3 Runden GP-Strecke fahren konnte. Und was soll ich sagen, dort war der Knoten geplatzt und ich dachte, jetzt komme ich mit dem Auto zurecht und das Rennen kann kommen.

Kurze Zeit später ging es dann auch los. Unglaublich, wie viele Fans vor Ort und auch in der Startaufstellung waren. Die Spannung stieg. Ich sollte als Zweites ins Auto steigen. Somit hatte ich mich während dem Start fertig gemacht, um bereit zu sein, wann auch immer der Stopp stattfinden wird. Und durch die Wetteränderungen kam ich auch früher dran als geplant. Die Strecke trocknete ab und der Regenreifen war nicht mehr das richtige Mittel der Wahl, weshalb der Startfahrer etwas früher zum Boxenstopp kam und ich dann das Steuer übernommen hatte, jetzt auf Slicks. Hier und da war es neben der Ideallinie noch etwas rutschig, aber die Reifenwahl war definitiv richtig. So konnte ich meinen Stint ganz gut fahren und hatte keine besonderen Vorkommnisse; mal von den knappen Überholmanövern abgesehen oder die Crashs, die ich gesehen habe, oder wo ich einmal im Pflanzgarten mit zwei Rädern über das Gras gefahren war…

So ging es für uns weiter im Programm. Vom Rhythmus her stieg ich dann wieder in der Nacht ins Auto. Hier waren die Bedingungen noch etwas schwieriger, also rutschiger, da es noch deutlich nasser neben der Ideallinie war als am Nachmittag. So war ich in dem Stint auf Regenreifen unterwegs, die aber auch gut auf den trockenen Stellen funktioniert haben. Safety first war ja unser Motto und ich hatte mich mit den Reifen wohl gefühlt. Auch hier wieder wie schon am Donnerstag. In der Nacht fahren ist etwas ganz Besonderes. Hier habe ich aber auch gemerkt, wie schleichend die Konzentration nachlässt und ich immer mal wieder einen Bremspunkt verpasst habe. Daran werde ich definitiv noch arbeiten. Ich war schon am Überlegen, wie weit ich meinen Stint verkürze, um auf Nummer sicher zu gehen, jedoch passierte dann das, was alle gesehen haben. Es kam zur roten Flagge; Rennabbruch. In den Runden zuvor zog schon an manchen Stellen dichter Nebel auf, durch den man blind gefahren ist. Daher war das die richtige Entscheidung.

Die Info aus der Rennleitung war, nächste Info gibt es um 7 Uhr morgens. Das war insofern gut, dass man eine gewisse Planungssicherheit in der Nacht hatte und sich mal hinlegen konnte. Wie es dann am nächsten Morgen weiterging, brauch ich hier glaube ich nicht beschreiben. Das hat jeder mitbekommen. Wir als Fahrer und Teams haben uns auf jeden Fall immer wieder bereitgemacht in der Hoffnung, dass es nochmal losgeht. Von daher war den ganzen Tag über eine Anspannung vorhanden, was auch nicht ganz einfach war.

Letztlich war das Rennen zu einem Punkt zu Ende und es trat für mich erstmal eine Erleichterung ein. Meine erste Teilnahme, kein Schaden, ins Ziel gekommen und einen Pokal gab es auch noch. P2 in der Klasse, P89 in der Gesamtwertung von rund 130 Startern.

Jeder, der jetzt schimpft, dass die 7.5h keine Leistung war, hat nicht verstanden, wie viel Arbeit es ist und wie viel Geld es kostet, überhaupt dort starten zu können. Dazu kommt, wie viele Fahrzeuge haben die 7.5h nicht überstanden? Dazu die mentale und körperliche Achterbahnfahrt für Fahrer und Teams, ob man nochmal startet oder nicht. Diese Leute sollten nicht vergessen, dass nicht jeder Teilnehmer ein Profirennfahrer ist und auch nicht jeder Sponsoren hat, die im Falle eines Schadens finanziell einspringen! Es war nicht schön, dass wir nur so wenig fahren konnten. Aber die letzte Stunde von der jetzt jeder spricht, hätte das auch nicht mehr ausgeglichen. Hier wird nur polarisiert. Lasst euch davon nicht anstecken.

Am Ende bin ich froh, dass ich doch noch so kurzfristig dabei war und bin stolz darauf, wieder ohne Schaden oder Strafen durchgekommen zu sein. Es war ein unvergessliches Erlebnis. Ein Traum, den es nicht gab, weil es unerreichbar schien, ist wahr geworden.

Mein Dank geht an das gesamte Team KKraemer Racing für die tolle Organisation und Bereitstellung des Fahrzeugs.

Daneben an alle Fans, an alle Akteure der Veranstaltung (wie Marshalls, Medical Team, Security, etc.), Fotografen und alle, die ich vergessen habe 😊