24h NBR – ADAC RAVENOL 24h Nürburgring – das Highlight des Jahres – positiv wie negativ

Das 24h NBR Rennen ist in den Büchern. Vorab, von 134 Startern kamen 88 ins Ziel. Was soll ich sagen, alleine das ist schon ziemlich ernüchternd, denn alle haben sehr viel Arbeit, Geld und Herzblut da reingesteckt, um bei dem Event mitfahren zu können und am Ende die karierte Flagge zu sehen.

Wie bereits letztes Jahr angekündigt, habe ich für das diesjährige 24h Rennen am Nürburgring frühzeitig die Weichen gesetzt, um vorbereitet dabei zu sein. Die Wahl des Fahrzeugs viel auf den Dacia. Warum mache ich das, wo er doch bei Vielen als Bremsklotz gilt? Genau hier sollten mal einige Leute, unter anderem aus dem Fahrerlager, sich mit der aktuellen Materie auseinandersetzen. Alle, die jetzt noch brüllen, dass der Dacia zu langsam sei, sollen sich bitte mal die Rundenzeiten anschauen. Denn dort wird bewiesen, dass der Dacia nicht mehr das langsamste Auto im Feld ist. Und da reden wir nur vom Auto. Fahrer machen auch noch einiges an Unterschied.

Aber zurück zu den Beweisen. Schaut euch in der NLS und jetzt beim 24h Rennen die Zeiten an (diese sind öffentlich kostenlos einsehbar). Schneller, gleich, nur minimal langsamer als Fahrzeuge der bspw. VT2 Klassen, M240i, usw. Vielleicht kann mir ja mal auf Fakten basierend jemand erklären, wo ihr Problem mit dem Auto liegt. Ihr könnt mir gerne schreiben und wir machen mal eine Analyse zu den Rundenzeiten zusammen.

Oder sind diese Leute alle vor 2 Jahren mit ihrem Wissen über das Auto stehengeblieben, als der Wagen tatsächlich noch um einiges langsamer war?

Wer also den Dacia nicht mehr auf der Strecke will, der muss konsequenterweise auch einige andere Autos aus dem Feld nehmen lassen!

Zurück zu meinem Weg zum 24h Rennen. Ich habe mich vorab für den Wagen entschieden, weil er eben nicht von der Stange ist und quasi als Prototyp anzusehen ist. Wann kommt man schon mal in den Genuss, ein GT 3 Getriebe zu fahren? Es gibt verschiedene Mappings des Motors einzustellen, etc. Natürlich hat der Wagen auch seine Nachteile. Bspw. Ist die Sitzposition für mich nicht ideal und da noch keine Servolenkung verbaut ist, muss ich enorme Kräfte aufwenden, um den Wagen sicher steuern zu können. Die gesamte Fahrwerksgeometrie, die Reifengröße, Motorkühlung, usw. sind noch nicht da, wo es sein müsste, um die komplette Leistung auf die Straße zu bringen. Es ist mir aber eine Freude, ein Teil der Geschichte des Wagens zu sein und einen kleinen Teil zur Entwicklung beigetragen zu haben.

Nachdem die Wahl des Autos und Teams getroffen wurde, ging es für mich in meine persönliche Vorbereitung. Bezogen auf Sport wurde diese erstmal ausgebremst, als ich 6 Wochen Erkältung hatte und somit nicht trainieren konnte. Jetzt nach dem Rennen habe ich mir wieder viele Notizen gemacht, wo ich nochmal etwas an meinem Training verändere, um noch optimaler vorbereitet zu sein.

Daneben sollte mich das 24h Qualifiers Wochenende auf das Auto vorbereiten. Meinen Bericht dazu könnt ihr nachlesen. Leider konnte ich nur 2 Runden absolvieren. Somit war die Vorbereitung auf das große Rennen noch nicht ideal.

Bevor es jedoch wieder ins Rennauto ging, standen erstmal die Adenauer Racing Days am Mittwoch an. Was soll ich sagen. Überwältigend. Die Masse an Leuten und der Zuspruch der Fans ist der Wahnsinn.

Donnerstagmorgen ging es dann für mich als Doppelstarter erstmal in der RCN los. Auch dazu könnt ihr einen separaten Bericht nachlesen. Aus dem Auto raus ging es direkt zur Fahrerbesprechung von dort in die Box, da das erste Qualifying anstand. Innerhalb von 3 Qualifying Sessions müssen alle Fahrer auf dem Auto mindestens zwei gezeitete Runden haben.

Dazu muss die beste Rundenzeit innerhalb von 120% des Erstplatzierten in der Klasse liegen. Übrigens auch hier wieder der Hinweis, dass das das offizielle Reglement darstellt. Dies haben wir problemlos erfüllt. Bedeutet aber auch, es dürften noch langsamere Fahrzeuge mitfahren! Wenn der Veranstalter und/oder andere Teams das als zu gefährlich erachten bzw. die schnellen Autos mit dem Verkehr nicht mehr klarkommen, dann muss zuerst diese Regel geändert werden, bevor man jemanden als Bremsklotz tituliert!

In diesem ersten Qualifying konnte ich ein paar Runden auf der GP-Strecke fahren und danach eine Runde Nordschleife. Für einen ersten Eindruck war das ok. Olli konnte bereits seine Pflichtrunden abspulen. Dementsprechend war aber klar, wir fahren in Quali 2 am Abend auch nochmal raus, damit Martin seine Pflichtrunden schafft und ich meine eine Fehlende.

Beim Thema Wetter war klar, es ist das Gegenteil von letztem Jahr. Es wird und bleibt heiß. Abends sind wir dann in Q2 rausgefahren und haben unsere Anforderungen erfüllt und dürfen somit am Samstag starten.

Der Freitag war dann etwas ruhiger, da wir nachmittags nicht nochmal in Q3 rausgefahren sind. Abends gab es noch den Pitwalk mit der Autogrammstunde für die Fans. Auch hier wieder wie am Mittwoch. Die Fans sind unglaublich. Wir haben 1.5 Stunden Autogramme geschrieben und wäre nicht abgebaut worden, würden wir wahrscheinlich heute noch welche schreiben. Danke an alle Fans da draußen!

Und schon war der große Tag gekommen und mir wurde die große Ehre zu Teil, den Start fahren zu dürfen. Vielen Dank an Olli für das Vertrauen!

Gemäß Zeitplan bin ich in die Startaufstellung über die GP-Strecke gefahren und am Ende in die Startposition geschoben worden, um das Renngetriebe zu schonen. Als es dann ‚Motoren an‘ hieß, wurde leider klar, der Motor läuft auf einmal nur auf 3 Zylindern. Das Team musste allerdings die Startaufstellung verlassen und die Startgruppe fuhr auch schon los. Leider konnte ich nicht aus eigener Kraft losfahren, weshalb eine ganze Horde Marshalls auf die Strecke gerannt kam, und mich angeschoben hat; es hat funktioniert, der Wagen sprang an und ich konnte wenigstens mit wenigen km/h fahren.

Ich kann nur nochmal Danke sagen, auch wenn das eine Wort nicht beschreiben kann, was wirklich in mir vorgeht.

Dies bedeutete aber auch, dass ich am Ende der GP-Strecke direkt in die Box abbiegen musste und diese einmalige Einführungsrunde nicht über die Nordschleife machen konnte. In der Box ging die Suche nach dem Fehler los und wie vielen schon bekannt ist, war es der Nockenwellensensor, der sich vermutlich durch die Hitze verabschiedet hat. Sehr ärgerlich, aber auch das ist Motorsport und technische Probleme kommen bei allen Autos immer wieder vor und das eben auch oft nicht vorhersehbar.

Kurz vor Fertigstellung der Reparatur gab es den berühmten Rennabbruch wegen Stromausfall. Olli stieg dann erstmal ins Auto, um zu schauen, ob alles funktioniert und sich so anhört, wie es sein soll. Nach seinem Stint stieg ich wieder ein und konnte mein Programm ganz gut abspulen. Wir hatten nach dem Qualifying am Donnerstag meine Sitzposition mit Polstern nochmal geändert und diese Maßnahmen haben sehr gut funktioniert, wodurch ich nun eine bessere Kontrolle über das Auto hatte, und weniger Kräfte einsetzen musste.

Es ist gefühlt von meinen Emotionen wie im letzten Jahr. Bis zum Start habe ich starke Zweifel, ob ich das Auto gut genug beherrsche und sobald das Rennen startet, bin ich voll da und finde das Vertrauen und auf der Strecke läuft es gut.

Somit konnte ich das Auto nach meinem Stint an Martin übergeben. Diese Reihenfolge behielten wir auch bei. Martin übergab dann an Olli und er wieder an mich. Nun waren wir auch schon in der Nacht angekommen.

Auch hier der Hinweis, es gab quasi keine freien Runden. Irgendwo war immer Code 60 und/oder Gelbphasen. Es war eine recht heftige Gangart auf der Strecke.

Meine Runden liefen eigentlich gut und ich komme mit der Nachtfahrt gut zurecht, bis ich dann in meiner vierten Runde auf der GP-Strecke nach einem Anbremsen keinen Vortrieb mehr hatte, weshalb ich vor der Veedol Schikane ausgerollt bin. Glück im Unglück, denn von dort aus konnte ich schnell von der DMSB-Staffel ins Fahrerlager geschoben werden. Dort angekommen, war zufällig gerade Luca mit Freunden an der Box 77 und sie haben direkt angefangen, mich zur Box zu schieben. Olli’s Team war natürlich auch schon am Rennen durchs Fahrerlager zu mir, aber hier sieht man mal wieder, was Freunde und Fans und deren Hilfe ausmacht. Danke dafür.

Nach der Reparatur stieg Martin ins Auto und fuhr 1.5 Stints und im Anschluss Olli auch, wodurch ich eine längere Pause hatte zum Schlafen. Schlafen ging natürlich überhaupt nicht 😀

Dadurch stieg ich am frühen Morgen wieder ins Auto. Herausforderung hier ist, dass die Sonne sehr tief steht und mehrere Stellen auf der Nordschleife komplett blind gefahren werden. Da heißt es immer, Hoffen, dass da keiner steht oder Marshalls eine Flagge zeigen, denn man hat einfach keine Chance, etwas rechtzeitig zu sehen. Dazu kommt, dass ab dem Morgen viele Fahrer dann doch recht müde sind und die Konzentration nach unten geht. Dies war auf der Strecke zu sehen, da es wieder mehr und mehr Unfälle gab und somit auch die Rundenzeiten nach unten gingen, wegen den ganzen Abschnitten mit Flaggen.

Nachdem der Stint ohne Probleme absolviert war, übergab ich wieder an Martin. An der Stelle auch nochmal großes Lob an das Team Ollis Garage Racing. Die Boxenstopps haben alle super funktioniert!

Leider kam es zu keinem weiteren Boxenstopp mehr. Es kam zu einem Unfall und nachdem wir das Auto gesehen hatten, war klar, dass es nicht mehr zu reparieren geht bis zur Zielflagge. Aber das Wichtigste, Martin geht es den Umständen entsprechend gut!

Die Enttäuschung ist riesig. Alle haben so viel da reingesteckt und das Ziel war, ankommen, sodass sich die Vorbereitung gelohnt hat. Es sollte nicht sein. Bis zum Unfall gab es über die Tage hinweg immer mal wieder technische Probleme, die das Team aber lösen konnte und letztlich zum Motorsport dazu gehören, aber als Auswirkung auch nur das Ranking verschlechtert, was in unserem Fall egal gewesen wäre. Ein so heftiger Crash und damit ein zerstörtes Auto ist bitter. Doppelt bitter ist, da das Auto gerade erst komplett zerlegt war durch den Crash beim 24h Qualifiers Rennen.

Für mich als Fahrer ist es natürlich sehr traurig, bei so einem Event zu starten und dann nicht die Zielflagge zu sehen.

Mein Fazit zu den 24h: sehr viele Höhen und Tiefen. Ich habe in meinem Bericht zur RCN schon geschrieben, dass die Gangart vieler Fahrer einfach nicht mehr in Ordnung ist. Offensichtlich spielt Geld und Gesundheit keine Rolle mehr und für Ruhm und Ehre wird alles in Kauf genommen. Ich wünsche mir wieder mehr Respekt vor der Strecke und den anderen Teilnehmern.

Einerseits ist es eine große Ehre, beim größten Motorsport Event in Europa auf der schwierigsten Rennstrecke der Welt, selbst teilnehmen zu können. Andererseits sieht man dadurch aber auch die Schattenseiten (Rahmenbedingungen) des aktiven Motorsports.

Es war meine zweite Teilnahme am 24h Rennen am Nürburgring. Im Regen und in der Sonne, mit einem GT4 und mit dem Dacia. Ich kann nicht sagen, was davon das bessere Erlebnis war, und ich weiss nicht, ob ich das nochmal machen werde…


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